FAQs Waldorfpädagogik
Enthält das Studium der Waldorfpädagogik auch Allgemeine Erziehungswissenschaften?
Selbstverständlich werden die grundlegenden Konzepte der Erziehungswissenschaft und der Anthropologie vermittelt. Die verschiedenen Modelle von Bildung, Lernen und Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung der bildungspolitischen Dimension werden auch in kritischer Reflexion zum waldorfpädagogischen Ansatz erarbeitet.
Worin unterscheidet sich das Studium zum/zur Waldorflehrer:in von Lehramtsstudiengängen?
Waldorfpädagogik will gleichermaßen intellektuelle, kreative, künstlerische, praktische und soziale Fähigkeiten bei den Kindern und Jugendlichen entwickeln. Dieses Konzept findet sich auch im Waldorfpädagogik-Studium wieder. Neben den allgemein erziehungswissenschaftlichen Inhalten und der Fachqualifikation beinhaltet das Studium spezifische waldorfpädagogische Methoden sowie künstlerische Elemente. Der Schwerpunkt Kunst leistet dabei auch einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung, welche Grundvoraussetzung für die Tätigkeit als Lehrer:in ist. Die Verknüpfung theoretischer Grundlagen und praktischer Umsetzung erfolgt bereits in umfangreichen Praktika während des Studiums.
Enthält das Studium weltanschauliche Elemente? Wird der/die Waldorflehrer:in/Heilpädagog:in zum/zur Anthroposoph:in umgebildet?
Keiner der unterschiedlichen Ansätze und Strömungen des erziehungswissenschaftlichen Diskurses kann den Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben. Es gibt geisteswissenschaftlich orientierte, empirische, kritische, konstruktivistische und andere Richtungen in den Erziehungswissenschaften. Jede von ihnen arbeitet mit einem – oft nur wenig hinterfragten – Menschenbild. Daraus ergibt sich für ein wissenschaftliches Studium die Anforderung, die Vielfalt der Ansätze exemplarisch vorzuführen und auf ihre Fruchtbarkeit hin zu befragen. In diesem Sinn werden auch die anthroposophisch orientierte Anthropologie und weitere Grundlagen der Waldorfpädagogik in das Studium einbezogen.
Dabei wird die Anthroposophie als eine eigenständige Position betrachtet, die durch zwei Aspekte gekennzeichnet ist: Erstens erweitert sie das Prinzip der Erfahrung durch rational nachvollziehbare Erkenntnisverfahren, um zur Anschauung geistiger Phänomene zu gelangen. Grundelemente dieses Verfahrens werden dargestellt, es bleibt dabei der Freiheit des Einzelnen überlassen, ob und wie er diese Anregungen aufgreift. Im Rahmen der Forschung stellen kritische und ergebnisoffene Auseinandersetzungen mit dieser Erkenntnismethode auch einen Beitrag zur Wissenschaftstheorie dar.
Zweitens sind auch inhaltliche Beiträge der Anthroposophie zu Pädagogik, Natur- und Kulturwissenschaft, Landwirtschaft und Medizin – soweit sie erziehungswissenschaftlich relevant sind – Gegenstand der Lehre und Forschung. Dabei werden sie zum Objekt wissenschaftlicher Betrachtung, Auseinandersetzung und Kritik und damit zum Teil des gegenwärtigen Diskurses um anthroposophische Wissensbestände in der Erziehungswissenschaft. Dieser Diskurs besteht und lässt sich durch eine Reihe von Dissertationen und einige Habilitationen aus Themenbereichen der Erkenntnistheorie, der Grundlagen der Waldorfpädagogik, der anthroposophisch orientierten Anthropologie sowie der Methodik und Didaktik einzelner Unterrichtsfächer belegen.
Was ist der Unterschied zwischen Klassen-, Fach- und Oberstufenlehrer:in?
Ein:e Waldorfklassenlehrer:in begleitet seine/ihre Schüler:innen in den ersten sechs bis acht Schuljahren und unterrichtet seine/ihre Klasse im Hauptunterricht zunächst in den Kulturtechniken und in Sachkunde, die er/sie dann immer weiter ausdifferenziert zu Deutsch, Mathematik, Naturkunde, Biologie, Geschichte, Erdkunde, Geometrie, Physik und Chemie. Der Epochenunterricht - über drei bis vier Wochen täglich zwei Stunden - ermöglicht eine intensive Konzentration auf ein Fach.
Das Besondere eines Fachlehrers/ einer Fachlehrerin an Waldorfschulen ist, dass er/sie - je nach seinen Kompetenzen und Zulassungen - eine Klasse von der Einschulung bis zum Schulabschluss in seinem/ihrem Fach unterrichten kann. Der Fachunterricht schließt üblicherweise an den sogenannten Hauptunterricht des Klassenlehrers/der Klassenlehrerin bzw. der Oberstufenlehrperson an und umfasst die Fächer Sprachen, Musik, Eurythmie, Turnen/Sport, künstlerische und handwerkliche Fächer. Fachlehrer:innen spezialisieren sich in der Regel auf ein bis zwei Fächer.
Oberstufenlehrer:innen übernehmen ab der 9. Klasse die Epochen des Hauptunterrichts in einem Fach, d. h. sie unterrichten dieses Fach in verschiedenen Klassen (9-13). Oberstufenlehrer:innen benötigen ein abgeschlossenes Studium in ihrem Fach und ein pädagogisches Zusatzstudium.
Warum haben die Kinder in den ersten acht Schuljahren nach Möglichkeit nur eine:n Klassenlehrer:in?
In einer Gemeinschaft, die von Beständigkeit und Rhythmus geprägt ist, können Kinder sich gesund entfalten. Um ihnen darin eine verlässliche Stütze zu sein, begleitet ein:e Waldorfklassenlehrer:in „seine/ihre“ Klasse nach Möglichkeit sechs bis acht Jahre lang und unterrichtet jeden Morgen mindestens die ersten beiden Stunden eines Schulvormittags. In wechselnden „Epochen“ bringt er/sie den Schüler:innen jeweils über mehrere Wochen den Stoff unterschiedlicher Themengebieten nahe. Dabei lernt er/sie seine Schüler:innen sehr gut kennen und kann individuell auf ihre Stärken und Schwächen eingehen.
(Quelle: www.waldorfschule.de)
Kann ein:e Lehrer:in tatsächlich in allen Grundlagenfächern der Klassenstufe 1 - 8 qualifiziert sein?
Für Klassen-, Fach- und Oberstufenlehrer:innen gilt gleichermaßen, dass ihre Ausbildung mindestens gleichwertig zur staatlichen Ausbildung sein muss. Klassenlehrer:innen decken an einer Waldorfschule tatsächlich ein großes Spektrum an Fächern ab. Der Schwerpunkt allen Lernens in der Unter- und Mittelstufe liegt aber nicht nur auf der Vermittlung reinen Fachwissens, sondern in der Entwicklung überfachlicher Kompetenzen, der sogenannten Soft-Skills. Es geht auch darum, den Schüler:innen eine lebendige, erfahrungsgesättigte Beziehung zu den Lerninhalten zu ermöglichen. So kann Lernen Freude machen – ein Leben lang. Die Unterrichtsinhalte bis zur 8. Klasse können von einem/einer Lehrer:in qualifiziert abgedeckt werden. Zusätzlich haben die Lehrer:innen über das Jahr und vor allem in den Sommerferien die Möglichkeit, sich mit Hilfe von Fortbildungen spezifisch auf ihr nächstes Schuljahr vorzubereiten - z. B. durch die Mannheimer Sommerakademie.
Ist Waldorfpädagogik nicht so etwas wie das Vorgaukeln einer heilen Welt? Kommen die Schüler später mit der „harten Realität“ zurecht?
Die Praxis zeigt, dass gerade Waldorfschüler:innen von Ausbilder:innen besonders geschätzt werden. In einer Schule, die nicht nur die intellektuellen Fähigkeiten anspricht, entwickeln sich Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Kreativität und die Fähigkeit, prozessual zu denken, vom ersten Schultag an. Umfangreiche Absolventenstudien zeigen, dass Waldorfschüler:innen in allen Studien- und Berufsfeldern sehr erfolgreich studieren und arbeiten.
(Quelle: www.waldorfschule.de)
Spielen die Naturwissenschaften an der Waldorfschule überhaupt eine Rolle? Und wie stehen die Waldorfschulen zum Umgang mit dem Computer?
An der Waldorfschule stehen die naturwissenschaftlichen Fächer gleichgewichtig neben allen anderen Unterrichtsfächern. Das Fach Informatik ist fester Bestandteil im Lehrplan der Waldorfschulen, wobei die Pädagog:innen Wert darauf legen, dass sich die Kinder, bevor sie die virtuelle Welt kennen lernen, mit der natürlichen Welt vertraut machen und ihre sozialen und kreativen Fähigkeiten entwickeln. Für Oberstufenschüler:innen sowie für Studierende und Lehrer:innen ist der Umgang mit Computer, Technik, Soft- und Hardware eine Selbstverständlichkeit. Eine PISA Studie zu den Naturwissenschaften bescheinigte Waldorfschüler:innen überdurchschnittliche naturwissenschaftliche Kompetenzen und führte dies unmittelbar auf die praktizierte Unterrichtsmethode zurück.
(Quelle: www.waldorfschule.de)
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